Klaus-Peter Kossakowski: Computer-Würmer
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Zur Person
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2.1.3 KnowBots: Knowledge Robots
Robert E. Kahn hat mit der Gründung der Corporation for National Research Initiative
den Grundstein für die Realisierung seiner Vision eines "giant computer highway"
[Markoff 1990f, S. 1] gelegt. Enttäuscht von der immer mehr auf die Förderung
rein militärischer Forschungen beschränkte Arbeit der Defense Advanced
Research Projects Agency (DARPA) gründete er in Reston, Virginia, USA diese
Institution, um die notwendigen Geldgeber und Wissenschaftler zu finden.
Begünstigt durch die Förderung seiner ehrgeizigen Pläne durch den
amerikanischen Staat kann ein erster Teil seiner Pläne verwirklicht werden. In vielen
kleineren Projekten sollen unterschiedliche Ansätze entwickelt werden, die erfolgreichen
unter ihnen werden weiterentwickelt.
Ein Bestandteil des Konzepts, ein Netzwerk zu verwirklichen, dessen Datenübertragung
mit einer Geschwindigkeit von einem Gigabit pro Sekunde erfolgen soll, ist das Digital
Library Project. Dieses soll den schnellen und umfassenden Zugang zu verteilten Datenbanken
ermöglichen, ohne daß der Anwender sich mit den einzelnen Details der
Schnittstellen (Protokolle und Abfragesprachen) beschäftigen muß. In den
Planungen sind autonome Benutzerprozesse, Knowbots genannt, dafür
vorgesehen, diese Aufgaben zu übernehmen [Kahn, Cerf 1988]. Für diese Zwecke
müssen sie über ein anpassungsfähiges Benutzer-Interface verfügen
und die Fähigkeit besitzen, die geforderten Leistungen optimal und flexibel zu
erbringen.
Eine der Haupteigenschaften, durch die sich Knowbots auszeichnen sollen, ist die
Fähigkeit zur Selbstreproduktion. Dadurch kann die von einem Benutzer gestellte
Abfrage an vielen Orten gleichzeitig bearbeitet oder in Teilaufgaben aufgelöst werden.
Die Grundlage dieser Fähigkeit bildet das Knowbot Operating Environment (KNOE),
ohne welches keine Selbstreproduktion möglich ist. Dieses Environment ist
darüber hinaus für andere notwendige Funktionen wie Auditing und Accounting
verantwortlich.
Um den unterschiedlichen Ansprüchen der Anwender gerecht zu werden, werden
residente und transiente Knowbots , Couriers und für besonders
sensitive Aufgabe sogenannte Trusted Knowbots geplant. Die
Möglichkeiten dieser autonomen Prozesse stellen erhebliche Ansprüche an die
Sicherheit und den Datenschutz. Durch den umfassenden Zugriff auf verschiedene
Datenbanken entstehen weitere Probleme, die die Weiterverarbeitung und Verknüpfung
von Informationen betreffen. Dieses Problem wurde bereits erkannt und in einem Workshop
behandelt [CNRI 1989].
Besonders brisant für das Thema Knowbots sind die offensichtlichen
Analogien zu Computer-Würmern, handelt es sich doch um Prozesse, die über
das Netzwerk Abbildungen von sich selbst auf andere Rechner übertragen und dort zur
Ausführung bringen müssen, um ihren Aufgaben gerecht zu werden. Einige der
damit verbundenen Probleme sind durch die Abhängigkeit vom KNOE lösbar,
doch bleiben andere Schwierigkeiten weiterhin ungelöst.
Es wurde bereits ein Knowbot Information Service (KIS) entwickelt [Droms 1988],
der trotz seiner Benennung nur eine Client-Server-Anwendung realisiert und keine autonomen
und selbstreproduzierenden Prozesse beinhaltet. Mit einer bestimmten Abfragesprache
können Informationen über Adressen von Personen abgefragt werden. Für
die Informationsbeschaffung werden dann durch den Server verschiedene Netzwerkdienste
(WHOIS, FINGER etc.) genutzt. Dabei werden Transformationen der Abfragen und
Ergebnisse vorgenommen, um einem Anwender eine einheitliche Schnittstelle für alle
verwendeten Netzwerkdienste bereitzustellen.
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© 1998-2001 by Klaus-Peter Kossakowski, Germany.